Schädlinge & Krankheiten im Gewächshaus
Die Gartensaison hat begonnen – das glauben Sie nicht? Wer bereits im Februar im heimischen Gewächshaus mit der Anzucht von Jungpflanzen beginnt, hat einen Vorsprung von vier Wochen gegenüber Freilandgärtnern.
Damit die grüne Pracht ungestört gedeihen kann, lohnt es sich, vor dem Start des Anbauabenteuers eventuell auftretende Schadinsekten und Pflanzenkrankheiten kennenzulernen.
Der größte Feind der Sämlinge ist ein, wahrscheinlich eingeschlepptes winziges Insekt, dessen Larven an den haarfeinen Wurzeln saugen und sie in kurzer Zeit vernichten. Welches Tier könnte das sein? Die Auflösung des Rätsels lesen Sie weiter unten.
Wie kann ich Schädlingen vorbeugen?
Neuesten Untersuchungen zur Folge verständigen sich Pflanzen untereinander durch Botenstoffe. Sie geben sich Informationen zu
- Standort,
- Nährstoffangebot und zur
- Gefahr eines Schädlingsbefalls
weiter und aktivieren, zu ihrem Schutz, die in bestimmten Zellabschnitten (Vakuolen) gespeicherten Abwehrmittel.
Angreifer werden abgeschreckt, vertrieben, vergiftet. Eigentlich bräuchten Sie unsere Hilfe nicht, oder doch?
Pflanzen zur Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus
Wer schwache Pflanzen als Patienten betrachtet, sieht die Sache richtig.
Die passende Erste-Hilfe-Medizin wächst am Wegrand. Stärken Sie Ihr Gemüse oder Obst schon zu Beginn der Saison durch Pflanzenbrühen oder Pflanzenjauchen. Besonders wirksam sind…
Brennnesseln:
Ihre Inhaltsstoffe helfen beim Aufbau von grünem Blattfarbstoff, bieten eine Extraportion Dünger und locken Regenwürmer an, was das kräftezehrende Harken des Bodens später nahezu überflüssig macht.
Ackerschachtelhalm (Zinnkraut):
Der hohe Kieselsäuregehalt stärkt die Zellwände im Kampf gegen Pilzerkrankungen.
Verwechseln sie das Zinnkraut als Helfer fürs Gewächshaus nicht mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm (Bild) …
Diese Tiere helfen bei der Schädlingsbekämpung
Siebenpunkt-Marienkäfer
er vermehrt sich, bei genügendem Nahrungsangebot, auch im Gewächshaus problemlos und vertilgt während seiner Entwicklung 400 Blattläuse. Vögel werden von seinen intensivroten Flügeln und dem übel riechenden Sekret, das er produziert, abgeschreckt.
Schwebfliegen
Ihre Larven gehen in der Dämmerung auf Blattlaus- und Raupenjagd. Um die Elterntiere zu schützen, sollte die Gewächshausbeleuchtung in der Nacht gedimmt sein. Den Geruch nach Brennnesseljauche auf feuchter Erde finden die Tiere, zur Zeit der Eiablage, unwiderstehlich.
Schlupfwespen
Sie gehören zu den Profis unter den Nützlingen. 40 Blattlausarten, aber auch Erdflöhe stehen auf ihrem Speisezettel.
Das rund 2 Millimeter große Tier sucht aktiv nach Futter, befreit so Gewächshäuser in rund zwei Wochen effektiv von Schädlingsbefall. Dafür legen die Tiere je ein Ei in ihren Wirt, der ausschlüpfende Nachwuchs hinterlässt eine leere Blattlausmumie.
Gallmücken
Flugfähige Tiere lieben den Duft von Honigtau und legen ihre Eier mitten in die Blattlauskolonie. Puppen und Larven verspeisen anschließend die krabbelnde Pracht und verschmähen auch Spinnmilben nicht. 2 – 3 Wochen nach Ausbringung der Tiere ist der Schädlingsbefall Geschichte. Nötig dafür ist gerade einmal ein Insekt pro Quadratmeter Gewächshausfläche.
Florfliegen (auch Gold- oder Perlaugen)
wer in der Dämmerung aufmerksam durch den Garten schlendert, wird schnell fündig. Das zarte Insekt besitzt durchscheinende, geäderte Flügel mit einer Spannweite von 15 – 30 Millimetern und einen intensiv grünen Körper. Mit seinen metallisch glänzenden Augen gleich es einem Feenwesen. Seine Larven, die Blattlauslöwen, sind mit Dornen bestückt und ernähren sich räuberisch. Sie injizieren ein Verdauungssekret, um ihre Beute anschließend auszusaugen. 400 – 500 Läuse schafft jede von Ihnen innerhalb ihrer zweiwöchigen Entwicklungszeit.
Hängen Sie für die Nützlinge ein Insektenhotel in der Nähe Ihres Gewächshauses auf. Immer windabgewandt positionieren, möglichst in der Nähe von Obstbäumen, rot lackiert und sicher verschraubt. Zum Beispiel an einer Zaunlatte. Wer selbst basteln möchte, dem sei das nachstehende Bild ans Herz gelegt: Insektenhotel.
Tierische Schädlinge im Gewächshaus
Blattläuse
Wenn Sie einer Blattlaus ins Auge blicken könnten, wäre Ihnen schnell klar, dass es sich hier um ein sechsbeiniges Saugmonster handelt.
2 – 7 mm groß, flügellos, rundlich und mit einem Stechrüssel bewaffnet, verteidigt es die Einstichstelle an seinem Wirt, aus der es sich mit Pflanzensaft versorgt. Eiweißstoffe verdaut es, aufgenommenen Zucker scheidet als Honigtau am Hinterleib wieder aus. Zur Freude der Ameisen.
Befallene Pflanzen leiden an Minderwuchs und verkrüppelten Blättern, der süße Belag begünstigt die Ansiedelung von Schwärzepilzen, die das organische Material zersetzen.
In Europa leben 800 Blattlausarten, die sich durch Jungfernzeugung vermehren und lebend gebärend sind. Bei Bedrohung oder anlässlich des Wechsels der Wirtpflanze scheiden sie Duftstoffe aus, erzeugen beflügelte Exemplare, die losstarten und alles beginnt von vorne.
Gemüsepflanzen, Kräuter, Rosenbüsche, Obstbäume, vor nichts haben die kleinen Quälgeister Respekt. Was wäre also einfacher, als bei der Bekämpfung zum Insektizid zu greifen.
Nicht umsonst ist diese Ex und Hoppmethode in den letzten Jahren in Verruf geraten. Durch die Giftspritze sterben Nützlinge, deren Leibspeise „Blattlaus“ heißt. Gewächshäuser bieten zwar einen gewissen Schutz vor Schädlingen, verlassen sollten Sie sich darauf aber nicht.
Biologisch gärtnern bedeutet, Nützlinge zu unterstützen, sie einzusetzen, mit ihnen zu arbeiten.
Mottenschildlaus (Weiße Fliege)
Ein Befall durch dieses charakteristische Insekt ist kaum zu übersehen – und hier das Selbstbild des Schädlings!
Bei Pflanzenberührung fliegen ganze Schwärme von 1 – 2 Millimeter großen, weiß beflügelten, schwarzäugigen Tieren auf und hinterlassen dabei einen mehlartigen Wachsstaub. Häufig betroffen sind Kohlgewächse. Mottenschildläuse, sie gehören zu den Pflanzenläusen, ernähren sich, wie ihre Verwandten, von Pflanzensaft und erzeugen dabei Krüppelwuchs, Honigtau, Pilzbefall und schlussendlich Pflanzenverlust.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Schutz vor Schildläusen am effektivsten mit eigenen Pflanzzelten zu bewerkstelligen ist. Wer selbst vorsorgen möchte, kann mit der Anzucht passender Abwehrkräuter beginnen.
Mottenschildläuse verabscheuen den Geruch von Basilikum, Dill, Orangentagetes und Rosmarin. Die kleinen Sträucher werden nach dem 15. Mai einfach zwischen die Setzlinge gepflanzt.
Wer unbedingt mit Chemie arbeiten möchte, kann es mit Knoblauchtee versuchen. Hier ein brauchbares Rezept:
3 Knoblauchzehen schälen, grob hacken, mit 3 Liter Wasser begießen, kurz aufwallen und eine Stunde abgedeckt ziehen lassen, danach durchseihen. Nach dem Auskühlen in eine Sprühflasche füllen und befallene Pflanzen von allen Seiten behandeln. Mehrmals wöchentlich wiederholen.
Ameisen
Diese Staaten bildenden Insekten haben Jahre, in denen sie kaum zu sehen sind und andere mit Massenvermehrung (ebenso wie Schnecken).
Um zu wissen, mit welchem Tier Sie es zu tun bekommen, sollten Sie bedenken, dass dieses Lebewesen mit mehreren Millionen anderer Ameisen in Gemeinschaft lebt, sich als Jäger, Sammler, Viehzüchter oder Pilzgärtner betätigt. Seine schiere Existenz nötigt Respekt ab.
Solange Sie die Blattlauspopulation im Auge behalten und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten, dürfen Sie die Ameisen ruhig übersehen. Damit schützen sie die kleinen Riesen am besten. Manche Schwebfliegenlarven leben sogar in der Nähe von Ameisenbauten, weil sie dort von Fressfeinden nicht attackiert werden und rasch zu ihrer Lieblingsspeise gelangen.
Schnecken
In Jahren mit geringen Niederschlagsmengen bleiben Ihre Pflanzen von gefräßigen Schnecken verschont. Jeder Gärtner, der es hier mit dem Gießen zu genau nimmt, schafft sich ein eigenes Schneckenproblem.
Weniger ist deshalb mehr. Schnecken bestehen aus einem einzigen Muskel, benötigen zum Überleben Feuchtigkeit und haben es gerne kühl. Sie ernähren sich von Blättern und gehen nachts auf Nahrungssuche.
Deshalb ist das Wässern in den Morgenstunden auf jeden Fall der abendlichen Pflanzendusche vorzuziehen.
TIPP: Legen Sie in Ihrem Gewächshaus einen schmalen Steinweg an. Die Tierchen werden sich in der Morgendämmerung darunter versammeln. In der Früh können sie die Platten einfach umdrehen und die gefräßigen Gesellen samt Gelege absammeln. Aber bitte nicht mit Salz einstreuen oder in Stücke schneiden. Schnecken haben ein Recht auf Leben. Lieber in eine Tüte legen und ein Stück weiter weg wieder aussetzen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte über die Investition in einen Schneckenzaun nachdenken. Qualitativ hochwertige Metallmodelle halten viele, viele Jahre. Wer nicht so tief in die Tasche greifen will, für den reichen auch sogenannte Gießringe mit umgestülptem Rand. Die Tiere werden versuchen, daran hochzukriechen und an der Kante wieder herunterfallen. Verzichten Sie auf Bierfallen, des Artenschutzes wegen.
Vorsicht:
Salat, Kohl, Mangold, Erbsen, Basilikum, Salbei, andere Kräuter besonders gut schützen, sonst bleibt nicht viel übrig. Die aus Spanien eingeschleppte rote Wegschnecke frisst, über Nacht, ganze Beete kahl.
Raupen
Darunter versteht der Botaniker die Larven von Schmetterlingen. Die ungebetenen Gäste werden von ihren Eltern an Gemüsepflanzen festgeklebt und entwickeln sich zu wahren Fressmaschinen.
Raupen setzen sich aus 14 Segmenten, aus Hinterleib, Brust und Kopf mit der Chitinpanzerung zusammen. Wenn ein Tier Mimikry erfunden hat, dann war es dieses. Perfekt angepasst an ihre spezielle Wirtspflanze, kann es sich, relativ unsichtbar, den Bauch vollschlagen.
Weil wir davon ausgehen, dass Sie Ihre Pflanzen verspeisen möchten, raten wir von Schmierseife, Tabak oder noch skurriler, vom Besprühen mit Haarlack ab.
Ein Gärtner, eine Gärtnerin sollte besser die Abscheu vor tierischen Mitgeschöpfen ablegen und beherzt ans Absammeln gehen. Warten vergrößert die Plage. Wer vorher seinen Gartenschlauch auf betroffene Pflanzen richtet, erleichtert sich die Arbeit.
Fein heraus sind all jene, die Knoblauchtee ausgebracht haben, sie warten vergeblich auf das Auftauchen von Raupen.
Häufige Pflanzenkrankheiten im Gewächshaus
Mehltau
Unterscheiden lässt sich
- falscher von
- echtem Mehltau
Beide befallen typischerweise Gurken, Zucchini, Kürbisse und Melonen.
Der echte Mehltau, erkennbar an seinem mehligen Belag auf der Blattoberseite, wird durch einen Schlauchpilz verursacht. Er wird als Schönwetterpilz bezeichnet, verfärbt die Pflanze bräunlich und lässt sie vertrocknen.
Der falsche Mehltau befällt mit seinem weißlichen Belag die Blattunterseite.
Versuchen Sie die lästige Infektion mit Hilfe von Milch, die Sie im Verhältnis 1:10 verdünnen, zu bekämpfen. Molke wirkt ebenfalls bestens und lässt sich sogar selbst herstellen. Einfach 3 Tassen Milch aufkochen, mit 3 Teelöffel Zitronensaft verrühren und nach dem Erkalten Quark abschöpfen. Was zurückbleibt, kann zum Spritzen befallener Pflanzen verwendet werden.
Kraut- und Braunfäule
Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Pilzerkrankung, die bei kühler, feuchter Witterung bei Tomaten und Kartoffeln auftritt, also durchaus auch im Gewächshaus. Meist passiert die Ansteckung über Spritzwasser, wobei überwinterte Sporen aus dem Erdreich auf die Pflanzen gelangen. Befallene Nachbarn können ebenfalls für eine Infektion sorgen. Die Pflanzen entwickeln runzlige braune Flecken und sterben ab, die Früchte selbst sind ungenießbar.
Tomaten lieben es feuchtwarm, mögen aber keinen Regenguss von oben. Sorgen Sie für ausreichende Pflanzabstände und eine Abdeckung. Die untersten Blätter werden grundsätzlich entfernt. Stärken Sie die Stauden durch Kräuterbrühen und ziehen Sie robuste Sorten vor.
Samtfleckenerkrankung
Auch davon werden Tomaten befallen, wenn das Gewächshaus unzureichend gelüftet wurde und die Feuchtigkeitswerte in der Vergangenheit sehr hoch waren. Die Pilzsporen überleben bis zu neun Monate und werden auch durch bereits verwendete Pflanzstützen, nicht ausreichend gereinigtes Gartenwerkzeug oder belastete Gewächshauswänden und Einbauten übertragen.
Desinfizieren Sie Schaufeln, Grubber, Scheren, Grabgabeln nach jeder Saison möglichst penibel. Möglich ist dabei der Einsatz eines Desinfektionssprays. Erneuern Sie Ihre Pflanzstäbe möglichst jährlich und sorgen Sie auch in diesem Fall für einen ausreichenden Abstand zwischen den Tomaten und den Anbau resistenter Sorten.
Zum guten Schluss des Rätsels Lösung…
Trauermücken sehen harmlos aus, vernichten aber in kurzer Zeit all Ihre Anzuchtversuche.
Vergessen sie die Expertentipps mit den Gelbtafeln. Hier hilft definitiv nur Vorsorge.
Verwenden Sie Kokossubstrat aus dem Fachhandel, das desinfiziert wurde.
Die Anzuchterde in Garten- oder Baumärkten lagert über den Winter im warmen Innenbereich und ist damit ein Eldorado für vermehrungswütige Insekten. Wenn es gar nicht anders geht, sollten diese Erde (angefeuchtet) bei 100 Grad im Backrohr sterilisiert werden. Das garantiert Ihnen eine insektenfreie Aufzucht und eine reiche Ernte.